Rona reads: Was ich aktuell lese + Tipps für Buchliebhaber und Lesemuffel

Die Welt scheint stillzustehen und gleichzeitig überstürzen sich die Ereignisse – Corona sei Dank (oder eher nicht). Während dieser Zeit, die vermutlich erst den Beginn dieser Pandemie darstellt, sind viele Menschen durch #stayathome und Restriktionen des öffentlichen Lebens ihren Alltag etwas umzukrempeln. Im Social Media gibt es unglaublich viele Tipps für Dinge, die man zuhause tun kann, am besten kostenlos, zum Beispiel Lesen. Es scheint, als wäre ich nicht die einzige, die ihren ständig wachsenden „Noch-zu-lesen“-Stapel in der Ecke beäugt… Nun ja.

Egal, ob du jemand bist, der nicht genug Bücher haben kann und dringend mehr Lesestoff braucht, vor allem in einer Zeit, in der man nicht mehr so easy Neues kaufen oder ausleihen kann, oder ob du nicht einmal die Pflichtlektüren in der Schule gelesen hast und trotzdem irgendwie mehr lesen möchtest… Ich habe Tipps parat!

Mein Leseratten-Status & Bücher-Ziele

Zuerst ein paar Worte dazu, wo ich mich auf dem Spektrum von Lesemuffel bis Leseratte befinde…

Schon seit ein paar Jahren möchte ich bei verschiedenen Lese-Challenges mitmachen, eine bestimmte Anzahl an Büchern pro Jahr oder Monat lesen – or zumindest zählen, wie viele ich gelesen habe. Meistens habe ich voller Eifer im Januar eine Strichliste angefangen und spätestens im Juni vergessen, welches Buch sich hinter welchem Strich versteckt und welches ich noch nicht aufgenommen hatte. Man sollte halt die Titel vielleicht auch dazu schreiben… Deshalb habe ich mich heute hingesetzt und eine Liste „aller“ Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, angefertigt. Tja. Das waren ganze zweieinhalb. Ich war ein bisschen beleidigt und enttäuscht von mir selbst.

Anscheinend ist heutzutage die Verlockung des endlosen Vorrats an Filmen, Serien und Videos bei Netflix, Prime, YouTube & Co zu groß. In der Medienpsychologie (wen’s interessiert: lest „Medienpsychologie“ von S. Trepte & L. Reinecke, erschienen im Kohlhammer-Verlag, Stuttgart) unterscheidet man verschiedene Motive für die Nutzung von Medien – egal ob Bücher oder Serien, übrigens. Ich beobachte bei mir meistens den klassischen Eskapismus, einfach mal die echte Welt da draußen ausblenden und dem eigenen Stress entfliehen. Das geht anscheinend einfacher mit dem Drücken einer Taste auf der Fernbedienung, da muss man sich nicht anstrengen und lesen.

Als ich jünger war, sah das noch ein bisschen anders aus. Ja, ich habe auch ferngesehen oder saß vor der PlayStation, aber ich habe stunden- und tagelang gelesen. Die Bücher verschlungen, die meine Mam seit ihrer Kindheit im Keller aufgehoben hatte, und die, die Freunde und Bekannte mit älteren Kindern übrig hatten, und alles andere, was ich in die Finger kriegte. Ich hatte immer die Nase in einem Buch, auch wenn ich nur 2 oder 3 Minuten Zeit hatte. Habe Bücher am Stück runtergelesen. Beim Essen gelesen. Andere Kinder kriegten Hausarrest oder Fernsehverbot, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten oder etwas angestellt hatten, ich Leseverbot.

Dieser Phase meines Lebens verdanke ich wohl meine Rechtschreibskills und meine Leidenschaft für Sprache und das Schreiben, was ich mittlerweile beruflich mache. Was ich allerdings absolut nicht verstehe ist, wie und warum ich aufgehört habe, zu lesen. Ich könnte eine Art weiblicher Elon Musk sein, wenn ich weiter so viel gelesen hätte, ey…

Immerhin habe ich über die Jahre einige Tipps und Ideen angesammelt, wie man günstig an mehr Bücher kommt, und wie man sich (wieder) dazu bekommt, mehr zu lesen.

Leseratten & Buch-Liebhaber: Mehr Lesestoff für wenig Geld

Bücher können schnell teuer werden. Es gibt aber ein paar Möglichkeiten, wie man günstig oder umsonst an Nachschub kommt.

  • Öffentliche Bücherregale
    Immer mehr Städte und Dörfer haben öffentliche Bücherregale, in die man Bücher stellen kann, die man selbst nicht mehr braucht – und sich neue Schmöker mitnehmen kann. Entweder um sie nach dem Lesen wieder zurückzustellen oder um sie zu behalten.
    Egal, wo ich gewohnt habe, ich wusste immer, wo das nächste öffentliche Bücherregal ist und bin regelmäßig vorbeigegangen, auf dem Heimweg, auf dem Weg zum Einkaufen oder beim Joggen.
  • Büchereien
    Manche Bücher möchte man sowieso nur einmal lesen, also kann man sie auch ausleihen. Für Studenten und Schüler bieten viele Büchereien übrigens kostenlose Ausweise an. Und wenn ihr die Wahl habt, checkt mal Büchereien in kleineren Städten in der Umgebung. Die sind oft günstiger als in Großstädten und haben trotzdem einiges an Auswahl.
  • „Bücher zu verschenken“
    Öfter als man denkt verschenken Menschen einfach so Bücher, indem sie eine Kiste mit „Zu verschenken“-Schild auf die Straße stellen. Einfach mal die Augen offen halten beim nächsten Spaziergang oder wenn ihr sowieso unterwegs seid.
  • Bücher-Kettenbrief
    Wie ein Kettenbrief, nur mit Buch: Über Social-Media-Posts wird das weitergegeben, jeder Teilnehmer verschickt ein Buch an jemanden auf einer Liste und erhält theoretisch mehrere Bücher von anderen. Ich habe ein Mal bei so etwas mitgemacht und nur ein oder zwei Bücher bekommen. War es trotzdem wert.
  • Büchertauschparty
    Kleidertauschpartys sind bekannt? Dann einfach mal mit Büchern machen! Ein paar Freunde schnappen, jeder bringt ein oder mehrere Bücher mit, die er/sie/they nicht mehr braucht, und es findet sich vielleicht ein neuer Besitzer. Das funktioniert übrigens auch ohne direkte persönliche Interaktion, zum Beispiel indem man Bilder von den Büchern in einem Gruppenchat postet und sie dann mit der Post verschickt.
  • Online-Schnäppchen
    Wer doch ein Buch besitzen möchte oder ein ganz bestimmtes sucht, kann online fündig werden. Websites, die gebrauchte Bücher ankaufen, verkaufen die ziemlich günstig, auch bei Amazon. Taschenbücher kosten oft nur ein paar Cent (plus 2-3€ Versand).

Ich bin übrigens immer offen für mehr Tipps, also her damit, wer was weiß!

Lesemuffel & Selbstverbesserer: So liest man mehr und öfter

Kommen wir zum anderen Ende des Spektrums. Wenn man zu viele Bücher auf dem „Noch lesen“-Stapel hat und einfach nicht anfangen kann. Oder wenn man endlich anfangen möchte, mehr zu lesen. (Weil wenn das Elon Musk geholfen hat, erfolgreich zu werden, dann kann das ja nicht so verkehrt sein.)

  • Feste Tageszeit
    Sucht euch eine Tageszeit aus, ob beim morgendlichen Kaffee oder vor dem Einschlafen, und tauscht das Social-Media-Checken oder den Podcast gegen ein Buch aus.
  • Als Ritual
    Ähnlich wie die feste Tageszeit, macht ein Ritual draus. Das kann wöchentlich sein, zum Beispiel jeden Sonntag mit einem Kaffee und Schmöker auf der Couch zu starten, oder täglich, als Teil der Morgen- oder Abendroutine.
  • Gemütliche Umgebung
    Wem es schwerfällt, ein Buch in die Hand zu nehmen, sollte zumindest das Drumherum angenehm gestalten. Wie oben schon erwähnt, im Bett oder auf der Couch gemütlich einkuscheln. Ein Heißgetränk der Wahl dazu trinken. (Nicht kleckern, ja?) Gemütliches Licht. Oder draußen auf einer Parkbank oder am Fluss oder See lesen. (Nach der Pandemie, natürlich.)
  • In den öffentlichen Verkehrsmitteln
    Wann hat man (meist) am Stück Zeit totzuschlagen? Auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause! Je nachdem, welche Art öffentlicher Verkehrsmittel man nimmtund wie oft man umsteigen muss, kann man da ziemlich gut lesen. Ich habe lange Zeit mehrmals die Woche für 30-45 Minuten im Bus gesessen auf dem Weg ins Büro. Macht eine ganze Stunde oder mehr Lesezeit pro Arbeitstag!
    So lese ich übrigens meine Texte für die Uni. Zuhause schaffe ich es einfach nicht, mich dazu zu bringen. Aber da ich in Stuttgart wohne und in Tübingen studiere, bin ich normalerweise regelmäßig um die anderthalb bis zwei Stunden pro Strecke unterwegs, davon fast eine gane Stunde ununterbrochen im Zug.
  • Einen Timer stellen
    Wenn das alles nicht klappt und man aus irgendeinem Grund einfach ein paar Seiten lesen will oder muss: Einfach wie eine Aufgabe behandeln. Auf die To-Do-Liste schreiben, X Minuten zu lesen, und dann einen Timer stellen und einfach machen. Wie Hausaufgaben oder Hausarbeit.
  • Das richtige Lesematerial
    Wer sich durchkämpfen muss, hat vielleicht einfach das falsche Genre ausgewählt. Ich liebe zum Beispiel diese typischen Selbstverbesserungs-Bücher, habe an den meisten davon aber echt zu knabbern. Gib mir bestimmte Klassiker oder einen Moderoman und ich zieh das Ding an einem Tag runter. Also einfach mit leichtem Stoff anfangen, oder das stressige Buch für eine Weile auf die Seite legen und weiterlesen, wenn man wieder „drin“ ist nach einfacherer Lektüre.
  • Nicht zwingend zu Ende lesen
    Ich glaube, nicht wenige fangen ein Buch an, weil ihnen jemand gesagt hat, dass sie das UNBEDINGT lesen müssen, kommen dann nicht klar damit, und lesen nie wieder irgendein Buch. Wie schon gesagt, findet was anderes. Wer einfach mehr lesen möchte, kann irgendetwas lesen. Und man muss nicht jedes „wichtige“ Buch der Welt gelesen haben. Oder umgekehrt, nur weil man sonst nie ein Buch nicht zu Ende gelesen hat, kann man dann trotzdem mal eins wieder wegpacken.

Was ich aktuell lese und gelesen habe

Um das Thema abzurunden, ein paar Gedanken zu Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Auch wenn ich in der letzten Zeit mehr lese, weil ich in einer neuen Wohnung und einem neuen Job endlich angekommen bin und durch Corona weniger Termine und Events habe… In dieser Liste sind auch Bücher aus dem letzten Jahr, weil die zweieinhalb von diesem Jahr einfach ein bisschen mager wären.

Klassiker nachholen

Viele, viele Bücher stehen auf vielen, vielen Listen mit „Klassikern, die man in seinem Leben gelesen haben MUSS“ oder so. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere so eine Liste schon einmal irgendwo im Internet gefunden hat. Manche dieser Bücher liest man normalerweise in der Schule, abhängig davon, in welchem Land man diese Bildungseinrichtung besucht.

In Deutschland hat sich da meiner Erfahrung nach einiges verändert in den letzten Jahrzehnten, weniger Klassiker stehen auf der Lektürenliste in der Schule. Ein Buch, das in meinem Jahrgang, 2015, Abiturlektüre war, hat meine Mutter damals in den späten 70ern in der Realschule in der 9. Klasse oder so gelesen. Da ich in meiner Schullaufbahn von vielen Autoren nur kurze Schnipsel gesehen, aber nie ein ganzes Werk gelesen hatte, habe ich vor einer Weile angefangen, ein paar Klassiker nun in meinem Erwachsenenleben nachzuholen. Und manche Bücher aus Schulzeiten sollte man später nochmal lesen. Man fängt nämlich manche Dinge erst an zu verstehen, wenn man langsam aus dem Teenage-Alter raus wächst.

  • „Die Verwandlung“, Franz Kafka
    Tatsächlich habe ich in der Schule nie Kafka gelesen. Schon ein bisschen tragisch, oder? Außedem war ich letzten November in Prag und musste ja ein bisschen in Stimmung kommen. Und mit welchem Werk könnte man besser anfangen, dieses literarische Erbe zu erkunden, als mit diesem viel interpretierten Klassiker, sich eine eigene Meinung bilden und eine eigene Interpretation entwickeln?
    Ich zum Beispiel sehe viele Parallelen zwischen psychischen Krankheiten und dem „Monster“, das sich von der Familie entfremdet.
  • „Homo Faber“, Max Frisch
    Wenn man mal von der tragischen Story absieht, lese ich besonders gerne den Anfangsteil immer wieder. Ich finde es faszinierend, wie Frisch diesen sachlichen, nüchternen Charakter zeichnet, im Vergleich zu den emotional erlebenden Anderen.
  • „Der Mensch erscheint im Holozän“, Max Frisch
    Diese Erzählung habe ich tatsächlich heute am Stück gelesen (ist ja nicht besonders lang). Und, was soll ich sagen, nicht die beste Wahl in einer Zeit, in der durch Corona die Welt nahe am Untergang scheint und viele Menschen aleine und isoliert in ihren vier Wänden versauern. Oder vielleicht macht es das gerade richtig passend. Ansonsten sehr cool, wie die Seiten mit Lexikon-Ausschnitten und handschriftlichen Notizen gespickt sind, und die Thematik des Alterns ist herzzerreißend.

Während ich das hier tippe… Wenn ich irgendeine Idee hätte, wo ich mein „Faust“-Reclam hingepackt habe – das würde ich auch mal wieder lesen.

Non-Fiction statt Eskapismus

Über die Jahre habe ich mehr und mehr versucht, mehr Sachbücher und Non-Fiction zu lesen statt der Bücher, in deren Welten man sich verlieren kann.

  • „Deep Work“, Cal Newport
    Okay, zugegeben, das ist das halbe Buch auf meiner Liste. Bin noch nicht durch. Trotzdem ein total spannender Ansatz und viele Tipps für ein anderes Arbeiten. Das lässt sich übrigens hervorragend in der häuslichen Quarantäne ausprobieren.
  • „Reasons to Stay Alive“, Matt Haig
    Dieses Buch ist Gold wert für jeden, der irgendwie mit Depressionen zu kämpfen oder mit Depressiven zu tun hat. Matt Haigs persönliche Erfahrungen sind unglaublich interessant und das Buch ist einfach zu lesen, aufgelockert durch viele Listen und ähnliches.

Das waren einige der nennenswertesten Bücher, die mir in der letzten Zeit in die Hände gefallen sind. Weiter geht’s mit meinem Stapel…